Es gibt so viele Trauminseln, auf denen der Massentourismus noch nicht angekommen ist und die es zu entdecken gilt.Stellen Sie sich vor, Sie wären jetzt auf einer einsamen Insel, weit weg vom Alltagsstress... Vor Ihnen das endlose Meer, einen Cocktail in der Hand und keine Menschenseele in der Nähe. Das ist doch eine schöne Vorstellung, oder? Auch wenn ich diese Vorstellung nicht wahr werden lassen kann, so kann ich Sie doch zumindest für einen kurzen Moment aus dem Alltag entführen und zu der Frage führen: Welche Weine nehmen wir mit auf unsere Trauminsel?
Natürlich beginnt kein Traum ohne Schaumwein, denn zu einem Traumurlaub gehört ein Traumchampagner – die Grand Siècle Cuvée No. 23 aus dem Hause Laurent-Perrier. Helles Gelbgrün mit silbernen Reflexen, sehr feines, anhaltendes Mousseux. Feine gelbe Tropenfrucht, zart unterlegt mit Biskuit und Nüssen, ein Hauch von Limetten- und Orangenzesten, mineralische Note, an der Luft etwas Mandelsplitter und florale Nuancen, die Cuvée Grand Siècle erinnert an das Meer und seine einzigartige Salzigkeit. Die Trauben stammen aus 11 der insgesamt 17 Grand Crus der Champagne, die Cuvée besteht zu 58 Prozent aus Chardonnay und zu 42 Prozent aus Pinot Noir.
Sollen wir realistisch sein und trotzdem das Unmögliche versuchen? Muss es bei der Überlegung “Was nehme ich mit auf die Insel“ nicht auch etwas wirtschaftlich Erschwinglicheres sein? Also ein Hidden Champion wie der Blanc des Blancs von Alessandro Viola: hergestellt aus 100 Prozent Catarratto-Trauben, ohne Dosage und mit großer Authentizität. Grundreifung vier Monate, 90 Prozent Edelstahl und 10 Prozent Barrique, mindestens 20 Monate Gärung auf der Hefe in der Flasche vor dem Degorgieren – eine delikate und elegante Champagnermethode. In der Nase Noten von Salbei und Rosmarin, Meeresnoten auf einem Hintergrund von Bittermandeln.
Auch die Weine des Weingutes Benanti verdienen eine besondere Erwähnung, wenn es um die Salzigkeit und die Fraicheure geht, die unserer Trauminsel ein wenig Charakter verleihen können. Besonders hervorzuheben ist hier der Pietra Marina, ein sortenreiner Carricante von über 80 Jahre alten Rebstöcken auf ca. 950 m Höhe an der Ostseite des Vulkans. Die Trauben werden jedes Jahr erst im Oktober geerntet. Im Bouquet duftet er nach Orangenblüten und Lychee, Holunder und Äpfeln mit Anklängen an Algen am Meeresfelsen, am Gaumen ist er dennoch harmonisch, ausgewogen, mit perfekt eingebundener Säure und schönem Abgang.
Und wenn es auf der Insel nicht nur nach den so üppigen Bollicine oder den Weinen vom Ätna dürstet, sondern auch nach Begleitern, die den Morgen erhellen, dann wäre mein Koffer voll mit den Weinen von Sebastian Class (Weingut Neverland) und vor allem mit seinem G.O.T., eine aromatisch-würzige Cuvée aus vier fast vergessenen Rebsorten (Scheurebe, Huxelrebe, Tra-miner, Bacchus) mit einem Bouquet von Minze, Salbei, erdigem Moos und exotischen Früchten von Litschi und Birne. Am Gaumen voll und saftig, mit feiner Mineralität und pikantem Abgang. Das Weingut Neverland gehört zu den spannendsten Weingütern Deutschlands – genug gesagt!
Auch die Rieslinge von Kai Schätzel dürfen auf keiner Trauminsel fehlen. Im legendären Nierstein vinifiziert er im alten Holzfasskeller grandiose Weine, die nie laut sind, sondern immer durch innere Spannung überzeugen. Vom Gutswein bis zum Großen Gewächs haben sie meist nur zwischen 11 und 12 Vol. Alkohol. Und doch gelingt es Schätzel, den Weinen genügend Tiefe zu geben. Das liegt zum einen an der makellosen und aufwendigen Arbeit im Weinberg, aber auch an der nötigen Sorgfalt im Keller und einer klaren Linie.
Die Insel ist kein Ort für die Superstars vom Festland, sondern ein Ort, an den man das Wesentliche mitnimmt: So findet sich hier auch ein Weingut, das mich durch seine Unaufgeregtheit beeindruckt hat. Castelfeder, wobei die Family Reserve, die neue Spitze der Qualitätspyramide von Castelfeder, und die historische Cru Lage Kreuzweg in den besten Jahrgängen hervorzuheben sind. Der neue Spitzenwein von Castelfeder, ein Chardonnay Riserva, hat seinen Namen von der Lage im Herzen des Dorfes Margreid, dem historisch besten Anbaugebiet dieser Rebsorte in Südtirol. Schade, dass es nur 1400 Flaschen gibt... also mindestens 200 mit auf die Insel nehmen!
Wenn man trotz der tropischen Temperaturen Lust auf Rotwein hat, kann es auf einer Trauminsel nichts anderes geben als die Pinot Noirs der legendären Romanée Conti, denn seien wir ehrlich: Auf meiner Trauminsel teilen wir uns eine Flasche La Táche.Es bedarf nicht viel Interpretation, um letztendlich zu verstehen, dass wir uns auf unserer Trauminsel alles wünschen können, aber: No, you can‘t always get what you wantYou can‘t always get what you wantYou can‘t always get what you wantBut if you try sometime you‘ll findYou get what you need.