In diesem Weindurchblick möchte ich Ihnen eine kurze kulturhistorische Einordnung unseres Lieblingsgetränks bieten. Denn denken wir an Wein und Weinbau, denken wir an die Verbindung modernster Vinifikationstechniken und antiker Tradition. Doch wie stand es denn um das Thema in der Antike?
Wein spielte in der Antike eine zentrale Rolle in vielen Aspekten des täglichen Lebens – von religiösen Zeremonien bis hin zu gesellschaftlichen Zusammenkünften. Die Geschichte des Weins reicht tausende von Jahren zurück und ist eng mit der Entwicklung der menschlichen Zivilisation verbunden.
Die früheste dokumentierte Herstellung von Wein stammt aus dem alten Mesopotamien im 6. Jahrtausend v. Chr. Die sumerischen und babylonischen Kulturen kultivierten Weinreben und praktizierten rudimentären Weinbau. Später übernahmen die Ägypter die Techniken des Weinbaus und trugen zur Verbreitung von Wein in der Region bei. Die alten Ägypter betrachteten Wein als göttliches Geschenk und verwendeten ihn in religiösen Zeremonien und im Alltag.
Die Griechen wiederum spielten eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Weinbaus und der Weinherstellung. Sie entdeckten neue Rebsorten, verbesserten die Techniken des Weinbaus und führten die Klassifizierung von Weinen nach Qualität ein. Wein war ein integraler Bestandteil der griechischen Gesellschaft. Von Trinkgelagen bis hin zu kulturellen Veranstaltungen wie den berühmten Symposien, bei denen Philosophie, Politik und Kunst diskutiert wurden, während die Teilnehmer Wein konsumierten.
Auch die Römer waren große Weinliebhaber und trugen zur Verbreitung des Weinbaus in Europa bei. Unter der Herrschaft des Römischen Reiches wurden große Weinberge angelegt, und Wein wurde zu einem Handelsgut von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Römer schätzten die Vielfalt der Weinsorten und entwickelten Techniken zur Lagerung und zum Transport von Wein in Amphoren.
In der antiken Welt spielte Wein eine weitere wichtige Rolle in der Medizin. Griechische Ärzte wie Hippokrates verwendeten Wein als Heilmittel und empfahlen ihn zur Behandlung verschiedener Krankheiten. Also quasi ein „MediSommelier“. Wein galt auch als Symbol für Wohlstand und sozialen Status. Römer zeigten ihren Reichtum und ihre Macht durch den Konsum und die großzügige Verteilung von Wein. Hier scheint sich also nicht viel verändert zu haben ...
Religiöse Rituale waren eng mit Wein verbunden. Sowohl im antiken Griechenland als auch im Römischen Reich wurden Weinopfer den Göttern dargebracht, um ihre Gunst zu erlangen. Der griechische Gott Dionysos, der dem Wein gewidmet war, wurde in zahlreichen Festen gefeiert, bei denen Wein eine zentrale Rolle spielte.
Obwohl Wein in der antiken Welt weit verbreitet war, war er nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zugänglich. Während wohlhabende Bürger regelmäßig Wein konsumierten, konnten sich ärmere Menschen oder Sklaven oft nur minderwertigen Wein leisten oder mussten sich mit alternativen Getränken begnügen. Bier tat man im antiken Rom als Getränk für Barbaren und die Unterschicht ab: Es stinke nach Ziegen.
Wie heute auch zu konstatieren, kannten die antiken Völker keine strengen Gesetze zur Regulierung des Alkoholkonsums, was zu exzessivem Trinken und seinen Folgen führte.
Trotzdem bleibt der Wein ein faszinierendes Zeugnis der antiken Kultur. Er spiegelt die Werte, Traditionen und den Lebensstil der alten Zivilisationen wider. Die Bedeutung des Weins in der Antike lässt sich bis heute in unserer modernen Kultur spüren, sei es in der Kunst, der Literatur oder dem gesellschaftlichen Leben. Wein ist mehr als nur ein Getränk. Er ist ein Symbol für Menschlichkeit, Genuss und das Streben nach Vergnügen und Erkenntnis.