KUNST & DESIGN

Weil Kunst Sinn macht

Mit Francis Bacon würde er gerne ein Bier trinken gehen. Mit Marc Chagall lässt er es gerade richtig knallen. Das hätte er vielleicht auch mit Ernst Ludwig Kirchner machen können. Oder mit Emil Nolde. ER, das ist: Michael Beck, Galerist.
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Weil Kunst Sinn macht

Michael Beck ist auch Ausstellungsmacher. Kurator. Stiftungsvorstand. Alles, und doch nicht nur das. Es gibt nicht nur ein Wort, das die Vielfalt seines Tuns beschreibt. Vielleicht ist der Satz besser so formuliert: Er lebt Kunst. Zwischen hier und da, heute und in Zukunft. Denn Ort und Zeit seines Tuns sind ebenso schwierig zu fassen. Michael Beck trägt auch in sich die Vielfalt. Er ist ein „global nomad“, einer, der unterwegs ist zwischen den Welten und sie doch mit Leichtigkeit vereint. 

Es ist eine bodenständige Weltläufigkeit. Vielleicht, weil Michael Beck da aufgewachsen ist, wo diese Art zu leben Geschichte hat. Er kommt vom Tegernsee. Schon seit Jahrhunderten reisen hier die Menschen an, treffen sich zum schönen Leben, gehen wieder hinaus in die weite Welt. Beck wuchs in einem Elternhaus am See auf, in dem die Kunst lebte. Die Eltern waren beide Künstler. Der Vater, Herbert Beck, wurde bekannter, weil die Gesellschaft noch nicht reif genug war, beiden gleichberechtigt den Raum zur Darstellung zu lassen. Der Vater „spielte“ mit Musik, Literatur und Farben, die Mutter organisierte den Vater, die Familie und sich. Doch die Mutter hatte auch Kunst studiert. Sie hatte ihre eigene Sicht, prägte den Sohn. So ging er in die Welt. Erst Leipzig, direkt nach der Wende, dann New York, Südfrankreich, Lugano, Düsseldorf und jetzt, wieder, Tegernsee.

Das Tal hat von ihm eine Sensation geschenkt bekommen. Beck holte Werke von Marc Chagall, Kunst eines der wichtigsten Maler des 20. Jahrhunderts, zur Sonderausstellung „Marc Chagall. Eine Liebesgeschichte. Daphnis und Chloé und andere Werke“ zusammen. Alle Bilder aus privaten Sammlungen, die zum großen Teil bereits seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Fulminant. Die Räume des ehrwürdigen Olaf Gulbransson Museum leuchten mit bunten Farben, die Besucher strömen von überall her. Internationale Museummacher geben sich die Klinke in die Hand: Ronit Sorek vom Israel Museum Jerusalem, Tessa Rosebrok vom Kunstmuseum Basel und Mario von Lüttichau vom Museum Folkwang Essen. Die japanisch-schweizerische Künstlerin Leiko Ikemura, die gerade Tokio und Berlin bezauberte, trifft im Tegernseer Museum mit der Wittelsbacherin Anna in Bayern zusammen. Sie ist Kunsthistorikerin. Zusammen zeigen sie Marc Chagall als „ein wanderndes Schiff, das ins All eintauchen konnte“. 

Ist das alles nur Namedropping? Nein, freilich nicht. Es zeigt, wie vernetzt
Michael Beck arbeitet. Und, dass es ihm um mehr geht. Er holte Chagall nach Tegernsee und zeigt gleichzeitig auf, wie aktuell dessen Lebensbrüche noch heute sind. „Es geht auch um Themen wie Verfolgung und Rassismus. Das Museum of Modern Art in New York verhüllte anlässlich des Weltflüchtlingstages eines seiner Gemälde, um zu zeigen, was uns verloren gegangen wäre, hätte Chagall nicht vor den Nationalsozialisten fliehen können“, sagt Beck. Es geht auch um das Jiddisch-sein, das Marc Chagall ausmacht. Er zeigt den Weg des Künstlers zwischen Verwurzelung im und Distanz zum jüdischen Glauben. Und er zeigt die Wucht seiner Poesie in den Bildern. 

Auch mit seiner Galerie Beck & Eggeling International Fine Art hat er sich einen Namen gesichert, weil es ihm eben um mehr geht, als Künstler vorzustellen, in deren Werk sich ein Invest lohnt. Kunst macht Sinn. Kunst gibt Sinn. Die Kunst fehlt, wenn sie nicht präsentieren darf. Spätestens seit der Pandemie wissen alle, was sie vermissten. In den Galerieräumen in Düsseldorf werden gerade „Farbräume“ gezeigt. Die Ausstellung bringt das malerische Werk Gotthard Graubners (1930-2013) mit Papier- und Leinwandarbeiten aus allen Schaffensjahren des Künstlers und Keramiken des italienischen Künstlers Fausto Melotti (1901-1986), die vornehmlich in den 1950er Jahren entstanden sind, zusammen. Michael Beck setzt da auf Zeitgenössisches.

Als renommierte Galerie des internationalen Kunstmarkts etablierten Michael Beck und seine Geschäftspartnerin Ute Eggeling sich mit Werken des Impressionismus, des Expressionismus und der Klassischen sowie Post War Moderne. Heute gehört man zu den führenden Galerien in Deutschland und ist auf Kunst des deutschen Expressionismus, Zero und internationale zeitgenössische Positionen spezialisiert. Weltbekannte Künstler wie z. B. Manolo Valdés, Heinz Mack (Zero), Fabrizio Plessi sowie Nachlässe von Magdalena Abakanowicz, Gerhard Hoehme oder Norbert Tadeusz werden exklusiv in Deutschland oder sogar weltweit vertreten. Beck ist auch auf den angesehenen Kunstmessen dabei. Von Maastricht über Mailand geht es nach München. Sein Auftritt auf der „Highlights 2021“, der Internationalen Kunstmesse München“, ist ein Highlight. 

„Galerist zu sein ist ein Glück“, freut er sich. Und das Glück besteht aus viel Arbeit, täglich neuen Herausforderungen. Die Kunstszene ist wie eine große Familie mit ganz vielen verschiedenen Charakteren. Da kann es schon mal spannungsgeladen werden. Auch Unternehmergeist ist gefragt. „Und“, reiht er auf, „Wissen, Gefühl, Empathie, Liebe, Reisefreudigkeit, Mehrsprachigkeit, Freundschaften, Auge, Vertrauen, Entdeckungen und kein Ende.“