Gibt es denn dafür so viel Nachfrage, dass Sie sich in Münchens Zentrum mit einem Hochsicherheitssafe etablieren?
Wir bieten etwas an, das im Markt zur Mangelware wurde. Banken schließen viele ihrer Zweigstellen und bei den bestehenden Filialen vergeben die meisten Banken heute Wertschließfächer nur an ihre eigenen Kunden. Wer also Wertgegenstände einlagern möchte, findet kaum noch ein Angebot. Die Wartelisten sind voll, die Nachfrage wächst. Das haben wir mit unserem ersten Wertschließfachzentrum in Berlin erfahren.
Unser Standort in Münchens Brienner Straße liegt zentral, durch seine Lage sind wir bestens erreichbar. Und wir haben 24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche geöffnet, haben also keine eingeschränkten Öffnungszeiten.
Ich erinnere, dass man in einer Bank mit einem Bankmitarbeiter zum Schliessfach geleitet wurde, verlangte Diskretion und Personal ...
Unsere Kunden erwartet nur an der Rezeption ein Mitarbeiter und der immer anwesende Wachschutz. Schließlich zeichnet sich unser Tresorsystem durch eine hochmoderne, vollautomatisierte Schließfachanlage aus. Sie ist jederzeit ohne Voranmeldung zugänglich. Wir setzen auf innovative Robotik und haben einen mehrstufigen biometrischen Authentifizierungsprozess eingeführt. Es gibt drei Stufen mittels Chipkarte, PIN-Code und biometrischem Scan, also Ihrem Fingerabdruck. Diese sind nur auf eine Person zugelassen. Das heißt, wenn Sie zu uns ins Zentrum kommen, durchlaufen Sie diese verschiedenen Stufen. Sie warten in einer Diskretionskabine darauf, dass ein Roboter Ihre Box zur Ausgabestelle transportiert und freigibt. Nur Sie können mit Ihrem Schlüssel das Schließfach öffnen. Anschließend können Sie die Box wieder schließen und weisen den Roboter an, sie zur ursprünglichen Position im Tresorraum zu transportieren. In den physischen Tresor selber kommt außer bei Wartungen bei uns kein Mensch. Es ist alles automatisiert.
Auch nicht von außen? So wie in James Bond-Filmen?
Unser Tresorraum ist gemäß der ECB-S zertifiziert und besteht aus einer Kombination aus 15 cm dicken Stahlbetonwänden und speziellem Diamantbohrschutz. Dieser Sicherheitsstandard ist sonst nur vereinzelt bei modernsten Bankenschließfächern gegeben. Um den Tresor installieren zu können, haben wir extra die Gebäudebasis verstärkt. Durch das robotikgesteuerte Hochsicherheitssystem kommt auch kein Mensch in die Nähe der Schließfächer selber. Weder ein Mitarbeiter noch Kunden.
Wer mietet sich denn eigentlich ein Schließfach?
Wir haben sehr viele Juweliere, hochklassige Hotels oder Autohausbetreiber, die sich einmieten. Aber vor allem viele Privatpersonen sorgen sich, dass sie Wertvolles in ihrem Zuhause nicht adäquat lagern können. Mehr als hunderttausend Einbrüche werden jährlich in Deutschland gemeldet. Für viele Mieter ist es hinsichtlich der Anschaffungs- und Einbaukosten von Safes oder Tresoren auch nicht umsetzbar, daheim für angemessene Sicherheit zu sorgen. Eine vergleichbare Sicherheitsstufe ist für Privatpersonen nicht zu erwerben.
Und was wird in den Schließfächern aufbewahrt?
Was unsere Kunden konkret einlagern, wissen wir natürlich nicht, aber welche Wertgegenstände es generell sind, kann man sich vorstellen: klassische Wertgegenstände wie Edelmetalle, Bargeld oder Uhren – man packt vielleicht die Papiere zu Lebensversicherungen oder Kfz-Briefe von Autos und den Schlüssel vom Oldtimer rein oder den Schmuck von Oma. Auch USB-Sticks mit Manuskriptseiten eines Romans oder Drehbuchs oder wissenschaftliche Erkenntnisse finden einen sicheren Lagerplatz. Heutzutage existiert auch die Notwendigkeit, Kunstgegenstände wie NFTs oder digitale Portemonnaies wie Kryptowallets sicher aufzubewahren. Es gibt eine klare Richtlinie, was nicht eingelagert werden darf: Waffen und Munition, Drogen, radioaktives Material und Lebewesen.
Dann halten sich hoffentlich alle an die Verbote. Wie groß sind denn solche Schließfächer, man denkt bei so etwas doch eher an die vom Bahnhof fürs Reisegepäck?
In der Tat verbindet man, glaube ich, nicht unbedingt das Thema Wertschließfach tatsächlich mit dem Stichwort Schließfach. Wir denken zunächst an die Fächer, die wir von Reisen kennen, in Museumsgarderoben oder Bahnhöfen. Das hat nichts mit unserem Angebot zu tun.
Trisor vermietet Sicherheitsboxen in drei Größen: kleine mit einer Kapazität von rund drei Kilo Gewicht. Dann gibt es mittlere und große Fächer, die maximal 20 Kilo Gewicht fassen. In München zahlen Kunden im Monat ab 25 Euro für die kleinste Größe. Wenn Sie vergleichen: Ein Unterhaltungs-Abo bei einem Streamingdienst kostet eine ähnliche Summe. Bei uns bekommen Sie dafür maximale Sicherheit.
Physisch ist die Tresoranlage James-Bond-gesichert, wenn ich das mal so formulieren darf. Dann setzen sie auf IT-Technik. Ist die auch, um im Klischee zu bleiben, unangreifbar für russische Hacker gesichert?
Die Gesamtanlage ist von technischer Seite extrem hoch abgesichert. Wir haben zum e-inen den physischen Schutz. Und parallel ist die Gesamtanlage auf IT- Seite auch hochmodern abgesichert. Das fängt bei den Krypto-Karten an, die nach aktuellem Stand nicht gehackt werden können und inkludiert eine komplette IT-Infrastruktur, die Angriffe verhindert.
Trisor als Unternehmen gibt es seit 2019, damit gehören sie eigentlich noch zu den Startups. Zeigt sich in den Expansionszahlen die wertvolle Zukunft für Ihr Unternehmen?
Mit einem Hamburger Family-Office als strategischem und langfristig orientiertem Investor ist die Trisor Gruppe gut finanziert. Unsere Immobilien fallen zudem durch ein besonders designtes Gestaltungskonzept auf, das das Büro des renommierten Architekten Hadi Teherani aus Hamburg für uns umsetzt. Unser erster Trisor steht in Berlin, jetzt eröffnet München. Wir werden aber noch in diesem Jahr in vier weitere Städte, konkret nach Hamburg, Köln, Nürnberg und Stuttgart, expandieren. In Deutschland haben wir zudem wertvolle Partner gewonnen: die Reisebank und die Exchange AG, die im Bereich Edelmetalle stark aufgestellt sind. Auch die Berliner Volksbank arbeitet mit uns zusammen. Die Nachfrage ist hoch und wir können unser Angebot schlüsselfertig skalieren sowie perspektivisch auch in ganz Europa anbieten. Das verspricht doch eine wertvolle Zukunft.