Zunächst mal Gratulation zur Neu-Eröffnung des Koenigshofes.
Vielen Dank.
Ist denn für eine General Managerin die NeuEröffnung eines Hotels, die Übergabe des Zimmerschlüssels oder der Zimmerkarte an den ersten Gast sowas wie Weihnachten, Neujahr und Geburtstag in einem, persönlich?
Rabea Möller lacht: Das kann man wohl sagen, absolut. Das war natürlich ganz aufregend, als wir den ersten Gast hier begrüßen durften. Noch emotionaler war für mich aber tatsächlich die interne Eröffnung. Als wir für die und mit den Mitarbeitern das Haus zum ersten Mal sozusagen einweihten. Dabei in die Augen all derer zu sehen, die darauf hin- und mitgearbeitet haben – ein wirklich ganz besonderer Moment.
Ich kann mir die Frage nicht verkneifen – Sie verraten bestimmt nicht, wer der erste Gast war, eine Frage der Diskretion, oder?
Stimmt.
Welches Gefühl soll ein Gast haben, wenn er den neuen Koenigshof betritt?
Das ist eine sehr sehr gute und wichtige Frage. Wir versuchen, das Gefühl von „Das zweite Zuhause fernab von Zuhause“ zu schaffen. Dazu gehört auch die Frage „Was ist Luxus?“. Ich habe mich mit diesem Thema sehr lange beschäftigt.
Über die Definition von Luxus?
Ja, genau. Wenn man diese Frage stellt, erreichen einen die unterschiedlichsten Antworten. Für Sie ist es vielleicht eine schöne Flasche Rotwein, für andere ist es die Natur, vielleicht morgens Laufen zu gehen. Und es gibt natürlich viele Menschen, die mittlerweile sagen: Zeit ist der wahre Luxus.
Oh ja, die kann man ja nicht kaufen.
Aber gestalten, auch für andere. Und da sind wir dann beim persönlichen Service, bei diesem „Zuhause ankommen“. Zuhause, das ist ja eigentlich die Oase, die man am allerliebsten hat. Das ist die Vision, die wir versuchen, dem Gast zu vermitteln.
Da geht es ja eher um... Gefühle?
Ja. Natürlich. Aus keinem Wasserhahn in keinem Hotel fließt Gold. Glück-licherweise. Weder im Rosewood, noch im Mandarin, nicht im Shangri-La, bei keinem der geschätzten Kollegen. Das ist nicht die Form von Luxus, die ein Gast heute will. Sie werden auch kein zweites Mal in ein Restaurant gehen – obwohl sie dort das beste Steak ihres Lebens gegessen haben – wenn die Atmosphäre, das wohlige Gefühl, das Aufgehobensein nicht stimmen.
Die wichtigste Zutat für das weltbeste Steak ist zweifellos das Surrounding.
Absolut. Wobei das immer sehr subjektiv ist. So wie der Wein, den man aus dem Urlaub mitbringt. Der beste Wein der Welt! Dann nimmt man eine Kiste mit, öffnet ihn zuhause und denkt sich: „Oh mein Gott? Waren wir betrunken?“
Nochmal zum Zuhause-Feeling. Muss es im Hotel denn ein bisschen besser sein als Zuhause?
Also nicht, was die Ausstattung angeht. Ich kann Diamanten ins Zimmer stellen, das verbindet man vielleicht mit (altem) Luxus, aber es macht das Gefühl nicht besser. Es geht um persönliche Kleinigkeiten, um einen besonderen, vielleicht anderen Service. Individualität.
Haben sie ein Beispiel?
Ja klar. Das beginnt bei uns im Koenigshof schon bei der Ankunft. Sie kommen bei uns unten im Atrium an, da ist unsere Arrival Experience. Sie werden willkommen geheißen und man kümmert sich gleich um Ihr Fahrzeug, um das Gepäck. Dann werden Sie in die dritte Etage begleitet. Da befindet sich die Rezeption.
Die mit einer herkömmlichen Rezeption nicht viel gemein hat.
Wir nennen es Residential Check-in. Sie sitzen da ganz gemütlich, wir bieten ein Glas Champagner und Sie lassen die busy Welt, die Aufgeregtheit, den Trubel des Stachus schon mal hinter sich. Und so beginnt unser individueller Service. Wir fragen die Gäste eben nicht: „Hatten Sie eine angenehme Anreise?“ Was für ein überkommener Quatsch. Welche Anreise ist schon angenehm?
Oh, das stimmt.
Na, entweder wird der Flug storniert. Oder es ist ein Stau auf der Autobahn? Über die Bahn sprechen wir gleich gar nicht. Finden Sie den Sicherheitscheck am Airport angenehm? Wir fragen den Gast, wie er sich den Check-in wünscht. Haben Sie Zeit? Dann können Sie bequem sitzen bleiben, den Champagner oder eine Tasse Kaffee genießen. Oder Sie haben in fünf Minuten ein Meeting – dann können wir Sie, den Gast, auf dem Zimmer einchecken.
Ein wunderbarer Move. Die üblichen „Counter“ in Hotels sind ja unglaublich spießig mit so einem Behörden-Touch.
Wie bei der Bank.
Es ist nicht wirklich Augenhöhe. Hier die Institution Hotel und „davor“ der Gast.
Genau das wollen wir eben nicht. Gibt’s ja auch nicht „Zuhause“. Mit Neuerungen dieser Art glauben wir, eben ein anderes Gefühl beim Gast zu generieren. Sie hatten vorhin gefragt :„Gibt es im Hotel ein bisschen mehr?“ Mit Ideen und kleinen Innovationen, die auf die Individualität des Gastes ausgerichtet sind, glauben wir, ein „bisschen mehr“ anzubieten. Weg mit diesen Standards, die sich in der Branche festgefroren haben – unbedingt dreimal den Nachnamen nennen und Ähnliches. Augenhöhe ist ein wunderbares Stichwort. Ich habe mich intensiv mit der Customer Journey des Gastes beschäftigt und danach ein eigenes Vision-Book geschrieben. Die individuellen Bedürfnisse stehen dabei im Focus.
Das hat mit der Geschichte des alten Koenigshofes vermutlich nicht so viel zu tun?
Oh, den Nimbus und den Geist des alten Koenigshofes spüren und schätzen wir. Aber wir müssen diesen Schatz, und das ist zweifelfrei einer, neu interpretieren und in die Zukunft tragen. Der Luxus von heute unterscheidet sich nun mal von dem Luxus von vor 50 Jahren. Wir sind die neue, jüngere Version. Sozusagen 2.0. Deshalb schreiben wir ja auch „Koenigshof“, um damit auch gleich ein Zeichen zu setzen.
Und Sie haben einen eigenen Tee entwickelt.
Ja. Mit Kräutern hier aus der Gegend. Ein Tee, der Sie umarmen soll. Den Sie auch mitnehmen können und der Sie viewlleicht an eine schöne Zeit im Koenigshof erinnert.
Im Zuhause-Zuhause. Da tragen sie die Vision in der Tat konsequent weiter. Wo sind denn Ihre Gäste zu Hause? Wo kommen die Reisenden her?
Wir haben eine starke Nachfrage aus Amerika, sicherlich auch durch die Brand-Awareness Marriott, wir haben aber auch viele Gäste aus Middle East und aus Fernost. Eine gesunde Mischung, zu der aber speziell durch unser Restaurant GRETA OTO in der neunten Etage auch viele Münchner gehören.
Das ist ja auch eine Besonderheit. War die Entscheidung, das Restaurant peruanisch auszurichten, eine Bauch-Entscheidung – Essen ist ja nun mal Bauchsache – oder Ergebnis einer in-ternationalen Marktstudie?
Da muss ich korrigieren. Es ist ein lateinamerikanisches Restaurant. Unser Signature Drink ist in der Tat ein pe-ruanisches Original. Der Pisco Sour. Das Restaurant aber hat Elemente aus der gesamten lateinamerikanischen Welt. Ich bin auch ganz stolz, dass wir schon so gut angenommen werden. Das Konzept funktioniert wunderbar. Wir wollten et-was Eigenes schaffen. Dafür haben wir
uns natürlich auch den Münchner Markt angesehen, welche Nischen besetzt sind. Da gibt es hier eine ganze Menge toller Fine-Dining-Optionen in der Stadt. Japanische, französische Küche, aufregende Interpretationen der neuen deutschen Küche – wir wollten etwas Neues kre-ieren. Wir waren in Paris, in London und natürlich auch in Dubai, wo es im Augen-blick sehr interessante gastronomische Entwicklungen und Inspirationen gibt. Insgesamt haben wir eine Menge Trends und Know-how gesammelt. So sind wir auf die lateinamerikanische Küche gekommen. Aber ja, am Ende war es dann eine Bauchentscheidung.
Streben Sie denn mit dem Restaurant eine Auszeichnung an? Michelin, Gault Millau?
Das steht erst mal nicht im Fokus. Michelin-Restaurants gibt es so tolle in München, die ich alle sehr schätze. Bei uns geht es einfach darum, dass Sie einen ganz tollen Abend haben. Das Essen, die Drinks, die Musik, der atemberaubende 360-Grad-Blick über die Stadt in die Alpen. Es soll ein rundes Erlebnis sein.
Dafür gibt es keine Hauben, Sterne oder andere Bewertungen. Für die Kochkunst schon. Aber das Feeling, das Gesamterlebnis eines Abends – das muss jeder für sich selbst herausfinden. Wir sehen schon – Soft Skills sind im neuen Koenigshof angesagt. Deshalb legen Sie auch besonderen Wert auf die Ausbildung der Mitarbeiter, richtig?
Die Mitarbeiter sind das wertvollste, wichtigste Asset, das ich habe. Ich kann noch so viel in Ausstattung und Design investieren. Wenn meine Mitarbeiter unsere Vision nicht verinnerlichen und tragen, hilft alles nichts. Das war – und ist – unser größtes Ziel, dass wir die Kollegen mit auf die Reise nehmen.
Für Ihre Mitarbeiter haben Sie ja ein eigenes, nun ja, SchulungsProgramm, entwickelt. Für die andere, spezielle Art der Gastfreundschaft, ist das korrekt?
Oh. Wie haben Sie denn das herausgefunden? Ja, das gibt es. Ich möchte aber dazu noch nichts verraten.
... bis hin zu Atemtechniken, Körpersprache oder dem anderen Umgang mit Gästen, falls es mal eine Beschwerde gibt?
Rabea Möller lacht: Mehr dazu vielleicht im nächsten Interview.
Aber was Sie den Lesern von Only the best verraten können, sind doch bestimmte Highlights im Koenigshof. Must-Haves, -Sees, -Drinks?
Ja klar, der Must-Drink ist der Picso Sour. Dann wird es am Jahresende eine spektakuläre Silvesterfeier geben. Mit diesem unglaublichen Blick durch die bodenlangen Fenster über die Stadt, die den Jahreswechsel begeht. Mit einem Pisco Sour auf 2025 anstoßen. Das wird ein Highlight gleich für zwei Jahre.