Die erste Überraschung für einen Nicht-Münchner ist natürlich, dass ein Lokal mit Namen „Atlantik Fisch“ mitten im Münchner Schlachthof liegt. Ein Restaurant, in dem laut Eingeweihten der beste Hummer der Stadt serviert wird. Unter anderem. Und zwar in großen Mengen. „Zwei Tonnen Hummer verarbeiten wir pro Jahr“, so Peter Feigl, der Inhaber. Wie die exorbitante Qualität zustande kommt, davon später mehr.
Die nächste Überraschung, nein, die nächsten Überraschungen zeigt die überaus charmante Dame des Hauses, Anja Feigl-von Borch. Das Räume- und Sitzkonzept. „Hier vorne im Bistro-Bereich gibt es nur hohe Stühle und dazu passende Tische. Das regt die Kommunikation unter den Gästen enorm an. Die Gäste bewegen sich und vor allem ist unser Personal mit ihnen auf Augenhöhe. Man hat dadurch gleich eine ganz andere Atmosphäre. Tatsächlich gibt es Gäste, die nach niedrigeren Sitz- bzw. Essgelegenheiten fragen. Die komplimentieren wir ganz sanft mal auf unsere höhere Bestuhlung. Und siehe da – sie sind überrascht, wie bequem und komfortabel man und frau darauf Platz nimmt, genießt und feiert.“
Ein klug durchdachtes Konzept, das sich im Bistro- und Barbereich sowie in einem beleibten Nebenraum wiederfindet. Zum Fine Dining bittet das Atlantik Fisch in den Wintergarten. Mit niedriger Bestuhlung. Hier ist dann auch weniger Feiertrubel.
Aber man geht ja nicht der Möbel wegen ins Atlantik Fisch. Wie kommts denn zu dieser außergewöhnlichen Hummer-Qualität? Peter Feigl offenbart in einem speziellen Kühlraum die nächste Überraschung: Zwei Salzwasserbecken, in
denen Hummer und Austern entspannen. „Das ist doch klar. Die Tiere sind durch den Transport komplett gestresst. Hummer wie Austern. Die kommen bei uns erst mal für zwei Tage ins Becken. Da werden sie Stress und andere unschöne Sachen los, regenerieren in frischem Salzwasser. Das ist zwar Aufwand. Aber das merkt man halt dann am Geschmack.“
„Mit Hummer wird viel Schindluder getrieben“, wirft Anja Feigl-von Borch ein, „Pizzerien mit Hummer auf dem Teigfladen...“ Das bringt Peter Feigl in Fahrt: „Tiefkühlhummer! Das ist doch wie
panierter Pappendeckel!“ Womit die Hummer-Qualität im Atlantik Fisch geklärt wäre.
„Klar ist der Hummer unser Signature-Dish“, so Peter Feigl, „wobei – die Austern servieren wir schon auch sehr gerne.“ Auf die Frage, an welchem Atlantik das
Atlantik Fisch liegt – Boston? Frankreich? Gar (kein Atlantik!) Nizza? – antwortet Peter Feigl wie aus der Pistole geschossen: „Bretagne.“ Der Mann hat eine klare Vision.
Die nächste Überraschung ist im gleichen Kühlraum wie die Salzwasserbecken. „Hier liegen unsere Seeteufel. Fertig präpariert. Die ruhen einen Tag auf Küchentüchern, damit sie etwas an Flüssigkeit verlieren. So kleben sie nicht am Grill fest.“
Und da stehen schon die weiteren Überraschungen. Tatsächlich arbeitet Atlantik Fisch mit drei mächtigen Holzkohlegrills, die Fisch und Fleisch das ganz besondere Aroma geben. „Kriegst du mit Gas oder Elektro nicht hin“, so Peter Feigl kurz und knapp.
Die fünfköpfige Küchenmannschaft ist gerade dabei, allerfeinste Rohwaren und Zutaten für den Abend vorzubereiten. Peter Feigl ist besonders stolz darauf, dass sein Sohn Muk ein wichtiger Teil der Truppe ist. Die Leidenschaft für besondere Genüsse liegt in der Familie. Peter Feigls Vater war Metzger. „Ich war drei Jahre, als ich zum ersten Mal im Schlachthof war.“ Ob sein Vater nicht irritiert war, dass er dann mit Hummer und Fisch...? „Das war dem egal. Mach, was dir Spaß macht. Sagte er. Und das hab ich gemacht.“
Besondere Genüsse machen Peter Feigl und seiner Frau Anja offensichtlich Spaß. Mit dem Hang zur Perfektion. Wie sehr, das beweist ein weiterer Nebenraum der Küche. Von wegen Metzgersohn oder Fischhändler. „Das hier ist unsere Sauerteig-Backstube.“ Also: Schlachthof – Fisch – Bäckerei. Aha. „Wir wollen unseren Gästen auch erstklassiges Brot anbieten. Wenn wir es selbst machen, gibt es keine Ausrede. Der Teig ruht im Übrigen in Montrachet-Kisten hier drüben.“ Only the Best.
Wobei wir beim nächsten Thema wären. Inzwischen wahrscheinlich für den Leser gar keine Überraschung. Der Weinkeller. Und was für ein Weinkeller.
Peter Feigl: „Das war hier unten, wie das gesamte Gebäude, Ruine, als ich es übernommen habe. Alles verschüttet. Nur anhand der Pläne konnten wir erkennen, dass es einen Keller gab und wo der war. Als wir den ersten Teil freigelegt hatten, lief das Wasser die Wände runter.“
Inzwischen ist der Keller eine klimatisierte, wohl gesicherte Schatzkammer. „Wir haben 850 Positionen auf der Weinkarte. Bei Jahrgängen gehen wir ordentlich in die Tiefe. Insgesamt lagern hier 14.000 Flaschen. Das ist natürlich eine gewisse Investition. Und ein einigermaßen einmaliges Angebot.“
Da kann man Grand Cru-Holz-Kisten schon mal zum Brot-Gehen-Lassen hernehmen.
Wie sehr sich das Atlantik-Fisch-Konzept mit der klugen, flexiblen Raumaufteilung, dem großzügigen Außenbereich und natürlich mit den kulinarischen Genüssen als Event-Location eignet, hat sich in München natürlich herumgesprochen.
Porsche startet hier zum Beispiel die Ladies-Wiesn, ist doch die Theresienwiese in Laufnähe. „Zur Wiesnzeit geht’s bei uns besonders rund“, bestätigt Anja Feigl-von Borch, „da mischt auch unser DJ Raimund ordentlich mit.“
„Da haben wir natürlich auch ein eher jüngeres Publikum“, so Peter Feigl, „wobei – die Jüngeren... die sind schon ziemlich konservativ. Teilweise richtige Spießer. Das sind auch die, die nach niedrigen Stühlen fragen. Na, alles hat seine Zeit. Aber mit den Babyboomern hat man derzeit noch viel mehr Spaß. Und die selber auch.“
Wie auch immer. Für „gesittetere“ Feiern bietet sich die Galerie im ersten Stock an. Hochzeiten und Geburtstagsfeiern in einem überraschend großzügigen Ambiente in einem 150 Jahre alten Gebäude.
Das Atlantik Fisch. Den Hummer-Tempel Münchens. Überraschen Sie sich doch mal selber mit außergewöhnlichen Genüssen in einem außergewöhnlichen Restaurant.
OnlyTheBest gibt 11 von 10 Punkten.
Wenig überraschend.
Über das ATLANTIK FISCH
Das Restaurant Atlantik Fisch in der Zenettistraße im Münchner Schlachthofviertel bietet ein vielfältiges kulinarisches Angebot mit Schwerpunkt auf Meeresfrüchten, aber auch Fleischliebhaber und Vegetarier kommen nicht zu kurz. Es befindet sich in einem historischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, das ursprünglich als Kassenhaus errichtet wurde und nach der Choleraepidemie von 1866 als Symbol für Hygiene und Qualität galt. Seit 28 Jahren wird das Restaurant von Peter Feigl geführt, der seit 2015 von seiner Frau Anja Feigl vor allem im Eventbereich unterstützt wird. Mit verschiedenen Räumlichkeiten, darunter ein beheizter Wintergarten und eine Teakholzterrasse, eignet sich das Restaurant für geschäftliche Treffen, private Feiern oder entspannte Abende in gemütlicher Atmosphäre.