Möchten Sie in Ihren Teams eine bessere Kommunikation und Zusammenarbeit, die zu höherer Leistung führt? Wenn Sie zudem Konflikte und Fehler reduzieren und Kreativität fördern wollen, lohnt es sich, sich mit psychologischer Sicherheit zu befassen.
Amy C. Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, definiert psychologische Sicherheit als den „Glauben, dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man Ideen, Fragen, Bedenken oder Fehler äußert“. Es geht nicht darum, nett zu sein oder die Standards zu senken, sondern ehrliches Feedback zu geben und Fehler zuzugeben, um daraus zu lernen. Leider sieht die Realität in vielen Unternehmen anders aus. Werner Katzengruber, Autor von „Mental Health“ (Wiley 2024) schreibt: „Schweigen ist in vielen Organisationen institutionalisiert und wird dazu genutzt, Konflikte zu vermeiden und Fehlentscheidungen zu vertuschen... angstfreie Kommunikation ist die Grundlage für Innovation und Verbesserung.“ Wenn sich die Mitarbeiter sicher fühlen, trauen sie sich auch, neue Ideen einzubringen. Ein Unternehmen, das psychologische Sicherheit fördert, zieht zudem Talente an. Heike Nadelstumpf von Sandoz sagt: „Vertrauen ist das Herzstück jedes erfolgreichen Unternehmens. Es schafft ein sicheres, integratives Umfeld, das Teams stärkt. Nur so können echter Dialog und innovative Ideen entstehen.“
Aufbau von psychologischer Sicherheit
Offene Kommunikation: Psychologische Sicherheit entsteht, wenn Menschen sich ohne Angst vor negativen Konsequenzen offen äußern können. Empathische Resonanz, das Verstehen und Wertschätzen von Meinungen, spielt dabei eine zentrale Rolle
Fehler als Lernchancen: In einem sicheren Umfeld werden Fehler nicht als persönliches Versagen, sondern als Lernmöglichkeiten betrachtet. Empathie hilft, Ängste zu mindern und Wachstum zu fördern.
Wertschätzung und Vertrauen: Empathische Resonanz stärkt das Gefühl der Wertschätzung und schafft Vertrauen, das die Grundlage für psychologische Sicherheit bildet.
Verständnisvolle Kommunikation: Empathische Kommunikation bedeutet aktives Zuhören und das wertfreie Spiegeln von Emotionen. Dies schafft Raum für ehrliche Gespräche und stärkt das Sicherheitsgefühl.
Empathische Resonanz
Der amerikanische Psychologe Carl Rogers beschrieb das Modell der „empathischen Resonanz“ als die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Gefühle anderer auf einer tiefen Ebene zu verstehen. Diese Fähigkeit ist für Führungskräfte entscheidend, da sie stabile Beziehungen aufbaut und Vertrauen fördert.
Motivation und Produktivität: Mitarbeiter, die sich emotional unterstützt fühlen, sind motivierter und engagierter. Diese gesteigerte Motivation fördert Produktivität und kreative Problemlösungen.
Mitarbeiterbindung: Empathische Resonanz hilft, Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, da sie sich gefordert und gefördert fühlen.
Teamkultur und Zusammenarbeit: Eine Führungskraft, die empathische Resonanz lebt, stärkt die Zusammenarbeit und das Vertrauen im Team, was zu sachlichen und emotionalen Problemlösungen führt.
Langfristiger Erfolg: Vertrauen ist die Grundlage für langfristigen Erfolg. Führungskräfte, die empathische Resonanz praktizieren, fördern eine offene Unternehmenskultur, die Krisen besser bewältigen kann.
Übungen zur empathischen Resonanz
Emotionen wahrnehmen: Führungskräfte sollten auf die emotionalen Signale ihrer Mitarbeiter achten und diese aktiv ansprechen. Zum Beispiel: „Ich sehe, dass du gestresst bist. Wie können wir das gemeinsam angehen?“
Vertrauen durch authentische Kommunikation: Führungskräfte sollten ehrlich kommunizieren und Interesse an dem emotionalen Zustand ihrer Mitarbeiter zeigen, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.
Aktives Zuhören: Empathisches Zuhören bedeutet, auf unausgesprochene Emotionen und Bedürfnisse zu achten. Dies stärkt die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitern.
Herausforderungen im Alltag
In stressigen Situationen empathisch zu bleiben, kann schwierig sein. Führungskräfte, die in solchen Momenten innehalten und emotionale Unterstützung bieten, bauen langfristig resilientere Teams auf. Wahrscheinlich kennen Sie solche Situationen: Eine Kollegin hat eine Präsentation vorbereitet und rechnet mit der Unterstützung ihres Teamleiters. Als dieser unerwartet absagt, fühlt sie sich von ihm im Stich gelassen, was alte Gefühle mangelnder Unterstützung aus einer früheren Arbeitssituation wachruft. Wie reagiert der Teamleiter? Der Teamleiter erkennt ihre Gefühlslage und sagt später: „Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um dich zu unterstützen. Was kann ich tun, dass dies nicht wieder passiert?“ Diese empathische Reaktion trägt zur Heilung der beruflichen Beziehung bei und schafft erneut Vertrauen.
Empathische Kommunikation
Für den Aufbau psychologischer Sicherheit ist empathische Kommunikation unerlässlich. Sie basiert auf Selbstempathie - der Fähigkeit, sich in sich selbst einzufühlen, bevor man sich in andere einfühlen kann. Übungen wie Meditation, Spaziergänge in der Natur, Waldbaden, Yoga mit Atemübungen und gesunde Ernährung können die Selbstempathie stärken.
Übungen zur Empathie
Emotionale Validierung: Anerkennen Sie die Gefühle einer Person, ohne sie zu bewerten. Beispielsweise: „Ich verstehe, dass dich das traurig macht.“
Mitgefühl meditieren: Stellen Sie sich vor, wie andere sich fühlen könnten, um das eigene Mitgefühl zu stärken.
Gefühlstagebuch: Schreiben Sie die Gefühle von Menschen auf, denen Sie begegnen, um deren Gefühle besser wahrnehmen zu können.
Rollenspiele: Üben Sie schwierige Gespräche und nehmen Sie bewusst die Perspektive der anderen Person ein.
Empathie-Karten: Um die Gedanken und Gefühle anderer besser nachvollziehen zu können, schreiben Sie einer Person eine Karte, die Ihr Mitgefühl und Verständnis ausdrückt.
Emotionale Zeitreise: Versetzen Sie sich in Ihr vergangenes oder zukünftiges Selbst, um emotionale Bedürfnisse zu verstehen und Selbstmitgefühl zu entwickeln.
Empathische Visualisierung: Visualisieren Sie die Gefühle und Herausforderungen einer Person, mit der Sie Schwierigkeiten haben, um mehr Empathie zu entwickeln.
Kleine Freundlichkeiten: Zeigen Sie kleine Gesten der Freundlichkeit, wie ein Lächeln oder ein Kompliment, um Vertrauen und Empathie zu fördern.
Emotionale Körpersprache: Beobachten Sie aufmerksam die Körpersprache anderer, um deren Gefühle besser zu erkennen und Empathie zu entwickeln.
90-Sekunden-Regel: Nehmen Sie sich 90 Sekunden Zeit, um starke Emotionen wahrzunehmen, bevor Sie reagieren, um eine empathische Antwort zu ermöglichen.
Übungen zur emotionalen Validierung
Spiegelung der Emotionen: Benenne Sie die Emotionen der anderen Person, z.B: „Du klingst enttäuscht.“
Empathische Fragen: Stellen Sie offene Fragen, um die Emotionen weiter zu erkunden: „Kannst du mir mehr darüber erzählen?“
Verständnis durch Normalisierung: Erklären Sie der Person, dass ihre Emotionen verständlich und normal sind, um ihr zu zeigen, dass ihre Gefühle legitim sind und sie nicht alleine ist.
Nonverbale Bestätigung: Nutzen Sie Nicken und Augenkontakt, um Gefühle zu bestätigen.
Metaphern verwenden: Verwenden Sie Metaphern, um Emotionen anschaulich zu beschreiben.
Vergangenheit und Gegenwart verknüpfen: Verknüpfen Sie aktuelle Emotionen mit früheren Erfahrungen, um Muster zu erkennen und Gefühle zu validieren.
Emotionen wertfrei benennen: Benennen Sie die wahrgenommenen Emotionen wertfrei, z.B: „Ich sehe, dass Sie traurig sind.“
Wertschätzung der Offenheit: Bedanken Sie sich für das Teilen der Gefühle, um Offenheit und Vertrauen zu bestätigen.
Gemeinsames Schweigen: Bieten Sie an, in Stille präsent zu sein, ohne sofort nach Lösungen zu suchen.
Validierung durch Rückversicherung: Fragen Sie nach, ob Sie die Gefühle richtig verstanden haben, um Missverständnisse zu vermeiden.
Fazit
Empathische Kommunikation und Resonanz sind der Schlüssel zu psychologische Sicherheit. Wenn Führungskräfte emotional präsent sind und auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter eingehen, entstehen vertrauensvolle Beziehungen. Diese fördern Kreativität, Innovation und langfristigen Erfolg – sowohl in Wachstums- als auch in Krisenzeiten.