KUNST & DESIGN

Der Grenzensprenger

Was ist das Gegenteil von Grenze? Vielleicht die Vision unendlicher Möglichkeiten? Unabhängigkeit und Freiheit? Die Persönlichkeit von Luc Donckerwolke ist in vielerlei Hinsicht voll davon, ob als Chef-Designer von Genesis, als passionierter Zeichner oder als privater Autofahrer. Auf der Spur eines Mannes, der seinen Mitmenschen immer einen Drehmoment voraus ist. Weil er ein Leben ohne Leitplanken schon immer jeder Komfortzone vorzog.
Autor: 
Tina Schneider-Rading
, Fotograf: 
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Der Grenzensprenger

Es ist Fluch und Segen kreativer Menschen: Ihre Fantasie kennt keine Grenzen. Sie breitet sich ungehindert aus, sie diffundiert. Überall und jederzeit. Manchmal hat man es im Alltag allerdings mit Einschränkungen zu tun, das gilt sogar für Luc Donckerwolke. Hat der Chef-Designer im Hyundai Motor Europe Technical Center in Rüsselsheim zu tun, beginnt sein Tag um 4:30 Uhr. „So entgehe ich dem Autobahnverkehr“, sagt er schlicht. Naturgemäß ist er den Straßen verhaftet, schon seit seiner Kindheit ist der 58-Jährige in Autos vernarrt. In Korea chauffiert ihn ein Fahrer in die Zentrale in Seoul, in Deutschland sitzt er selbst hinterm Steuer. Kilometerlange Staus? Gibt es nicht für ihn. Er hebelt die Rushhour einfach durch extrem frühes Aufstehen aus. „Und ich fahre viel schneller als erlaubt“, gesteht er. Einen Spleen, den er als Design-Chef der Hyundai-Premiummarke Genesis ausgiebig pflegt. Die Fahrt ins 280 Kilometer entfernte Büro bewältigt er in rasantem Tempo. In der Garage kühlt der Motor ab, in den Kreativmeetings mit den Marken- und Design-Ressorts diskutiert er sich ein paar Etagen darüber den Kopf heiß. Donckerwolke bewältigt Grenzen anders als die meisten seiner Mitmenschen, das ist sein vielleicht größtes Erfolgsgeheimnis. Über sein Privatleben ist kaum etwas bekannt. Er sammelt Oldtimer, darunter alte 911er-Porsches und einen roten Lamborghini Espada. Außerdem kursiert im Netz ein bezeichnendes Foto: Der knapp 18-jährige Donckerwolke macht mit seiner Enduro einen Luftsprung im ruandischen Kigali, vor einheimischem Publikum. Ein Leitmotiv seines Lebens: Grenzen ausloten – und überspringen.

Seit Anfang 2016 ist Donckerwolke bei Genesis an Bord, die gemeinsamen Merkmale der Limousinen, SUVs und Cabrios: Leistung und klare Kante, signifikanter Luxus und höchster Komfort. Ein paar wichtige Meilensteine der Gestaltung hat der Belgier schon gesetzt: Der Crest-Kühlergrill zum Beispiel ist mit seiner Wappenform das unverwechselbare Herzstück der Genesis-Formensprache. Die Quadleuchten sind als ikonische Lichtlinien den Flügeln des Emblems nachempfunden. Vom Luxus-Flaggschiff G90 bis zum dynamischen Elektro-SUV Electrified GV70 – Genesis, seit 2021 auf dem europäischen Markt, ist noch ein Geheimtipp. Ende vergangenen Jahres waren erst etwa tausend Stück in Deutschland zugelassen. In Korea hat sich die Marke längst etabliert. Donckerwolke ist aktuell Chef von rund 1000 Designern in 21 Büros weltweit, sie decken das gesamte Hyundai-Universum ab. Woher nimmt der Gestalter seine schier unendliche Inspiration? „Aus einem Leben, das der Leidenschaft für Autos gewidmet ist“, sagt er lapidar. „Aus Reisen, Kulturschocks, Nächten mit Jetlag...“

Seit 30 Jahren verpasst Donckerwolke Automobilen zeitgemäße und unverkennbare Linien: Der Skoda Octavia stammt genauso aus seiner Feder wie der Seat Ibiza oder die Lamborghini-Modelle Murciélago und Gallardo, für die er 2003 den Red Dot Design Award erhielt. Seine Karriere beginnt im Grunde schon als kleiner Junge: Weil auf den schlechten Straßen seiner Kindheit in Afrika und Südamerika vor allem schwerfällige Autos wie Jeeps oder Pick-Ups fahren, skizziert der Diplomatensohn die stromlinienförmigen Traumwagen selbst. „Die Zeichnungen waren mein erster Weg, mir eine Welt zu erschaffen“, sagte er vergangenes Jahr in einem Interview. Diese Sucht treibt ihn bis heute an, und sie hält ihn permanent in Bewegung. Der französische Künstler Jean Graton erkannte früh das kreative Talent des Belgiers. Er ließ den jungen Donckerwolke futuristische Fahrzeuge für seine Rennfahrer-Comics „Michel Vaillant“ zeichnen. Später entwarf Donckerwolke dann Modelle für Peugeot, Audi und Bentley. Im November 2022 wurde er zum „President of the Hyundai Motor Group“ und 2023 zum „Chief Design Officer“ ernannt, behält aber auch seine Rolls als „Chief Creative Officer“.

Mit Donckerwolke hat sich Hyundai einen Weltbürger ins Cockpit geholt: Der Sohn eines belgischen Diplomaten wurde 1965 im peruanischen Lima geboren, wuchs in Afrika und Südamerika auf, darunter in Peru, Burundi, Ruanda, Panama, Bolivien, Togo und in Guinea-Bissau. Seine Eltern siedelten beinahe jährlich in ein neues Land um. Mit 18 studierte er Industrial Engineering in Brüssel und ein paar Semester später Transportation Design am Schweizer Art Center College of Design in Vevey. Welcher Wohnort steht aktuell in seinem Pass? „Ich bin Belgier und wohne derzeit offiziell in Deutschland“, sagt er. „Meistens sitze ich im Flugzeug, wenn ich zwischen Korea, Europa und den USA oder in einem meiner Designstudios auf der ganzen Welt unterwegs bin.“ Rastlos, grenzenlos. Mit einer Vita wie der seinen denkt er nicht in den Kategorien Arbeit und Freizeit. „Die Welt ist mein Büro. Meine Projekte geben mir das Gefühl, zu Hause zu sein.“ Grenzen? Gehören für ihn ohnehin der Vergangenheit an. Und ein Nine to Five-Job passt nicht in Donckerwolkes Mindset.

Die Zusammenarbeit im Design-Department gleicht eher einem Spiel als harter Arbeit, obwohl Donckerwolke allen Beteiligten viel Kreativität, Flexibilität und ständige Einsatzbereitschaft abverlangt. In einem Genesis-Post auf den Sozialen Medien witzelte der Design-Boss kürzlich: „Ich zeichne all meine Skizzen gratis. Nur für die Meetings werde ich bezahlt.“ Leistet er sich wenigstens ein paar Marotten? „Ich trinke Cola“, gibt er zu. „Und ich schiebe meine eigenen Autos über ihre Grenzen hinaus.“ Da sind sie schon wieder, die beiden Wörter. Er erwartet das Prinzip der Grenzenlosigkeit auch von seinem Umfeld – ob Motor oder Mensch. Mit letzteren umgibt er sich ganz bewusst, sie müssen nach Donckerwolkes Geschmack nur leidenschaftlich, motiviert und talentiert genug sein, um mit seiner Geschwindigkeit mithalten zu können.

Deshalb verträgt sich auch die Mentalität Südkoreas so gut mit der von Donckerwolke. „In Korea findet man überall das Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne, bei den Architekten, in der Technologie, im Verhalten der Menschen...“, schwärmt er. „Die Koreaner sind sehr diszipliniert und bescheiden, aber man spürt dennoch das leidenschaftliche Feuer in ihnen.“ Alles Merkmale, die genauso auf den Belgier zutreffen. Allerdings hat sich Donckerwolke bisher bei all seinen Arbeitgebern als ausgesprochen wandelbar erwiesen: Er spricht neben Flämisch, Französisch, Deutsch und Englisch auch Italienisch und Suaheli, er durchdringt die Wünsche seiner Auftraggeber ebenso wie deren Mentalität und erkennt auch die leisen Zwischentöne. An Korea schätzt er die Sensibilität für Ästhetik. Die Maxime von der „Schönheit des weißen Raums“ hat er im puristischen Interiordesign aller Genesis-Modelle verwirklicht, und die Parabellinien der Seitenansichten spielen auf das Faible für reduziertes Design und die Genesis-Philosophie der „Athletic Elegance“ an.

„Ich liebe auch das koreanische Verantwortungsbewusstsein, wenn es darum geht, gute Arbeit abzuliefern“, sagt Donckerwolke weiter. „Die Koreaner sind unglaublich talentiert und fleißig, niemals arrogant, niemals faul und immer bereit, sich neu zu erfinden.“ Mit den gleichen Worten könnte man auch ihn beschreiben. Seine vielfach prämierten Ideen zieht er vor allem aus dem Kampf darum, das nächste Projekt besser zu machen als alle anderen zuvor. Deshalb ist der aufregendste Moment im Designprozess: Grenzen sprengen. „Das beste Gefühl ist immer der Moment, in dem man denkt, dass man es zu weit getrieben hat. Und dass man seinen Job verlieren könnte“, schmunzelt er. „Man muss gegen die Komfortzone ankämpfen. Wenn man selbstbewusst ist, hat man verloren. Man muss Angst haben, dass man seine Standards nicht übertreffen kann.“

Das beste Auto der Welt? „Das nächste, das ich machen werde.“ Im März hat er im New Yorker Genesis House die zwei neue Konzepte vorgestellt – das Magma Concept mit einer kompletten Linie und das Neolun Concept. Donckerwolke leitet damit einen Gegenentwurf zur Entschleunigung ein: In Zukunft soll jedes Serienmodell eine Powerversion aus der Magma-Linie zur Seite gestellt bekommen. Der GV60 Magma Concept mit ein paar Hundert PS mehr als sein Schwesterfahrzeug GV60 wird bald auf den Markt kommen.

Auch das Neolun Concept sorgte in New York für Aufsehen: ein großer, rein elektrischer SUV. Das Design des Wagens ist eine Hommage an die Kultur von Doncker-
wolkes Arbeitgeber: Der SUV zitiert abermals die koreanische Gastfreundschaft des „son-nim“, etwa mit drehbaren Vordersitzen, Fahrzeugtüren mit elektrisch ausfahrbaren Einstiegsleisten und einem sinnlichen Klangerlebnis. Für die Silhouette des Neolun ließ sich Donckerwolke von den ikonischen mondförmigen Porzellangefäßen inspirieren. Es ist einer seiner Lieblingseffekte beim Gestalten: Er fordert mit seiner Formensprache den Betrachter heraus. „Ein großartiges Design wirft immer die Frage auf: Bin ich gut genug, um es zu verstehen?“, erklärt er. Auch deshalb liebt er Autos, die Respekt einflößen, Spannung verursachen, im Körper der Piloten Adrenalin ausschütten lassen. Ein perfekt gestaltetes Fahrzeug? „Wie langweilig! Perfektion ist wie Schönheit“, sagt er achselzuckend. „Sie verschwindet.“  

Wann ist einer wie er vollkommen glücklich? „Als ich neulich in den Dolomiten mit einem Oldtimer unterwegs war und gegen die Umstände, meine Grenzen und mich selbst gekämpft habe.“ Donckerwolke ist längst selbst zur Nobelmarke avanciert. Er bleibt sich treu und entwickelt sich dennoch unaufhaltsam weiter. Man wünscht ihm insgeheim, er würde einmal zum Stehen kommen, würde kurz innehalten und ausatmen. Ein Gedankenspiel: Angenommen, wir spendierten ihm 10 Millionen Euro und ein Jahr Freizeit? Die Antwort kommt schnell. „Wahrscheinlich würde ich ein Rennteam kaufen. Und nach einem Jahr nicht wiederkommen“, sagt Donckerwolke. Weil er mit Autos Grenzen auslotet. Immer weiter. Und immer wieder.

Über GENESIS

Nach seinem Debüt im Jahr 2015 hat sich Genesis als echte Alternative im Premium-Automobil- Segment etabliert. Mit Gastfreundschaft und einem herausragenden Serviceangebot schafft die koreanische Marke eine vertrauensvolle und nachhaltige Kundenbindung Nach dem Grundsatz It’s about Time steht der Respekt vor der verfügbaren Zeit der Kunden im Mittelpunkt der Beziehung. Genesis startete in Südkorea und nach dem erfolgreichen Markeintritt in den USA, Kanada, Russland, dem Nahen Osten und Australien bietet der Premiumhersteller seine Fahrzeuge auch in Europa und China an. Die Modelle verkörpern allesamt die für Genesis typische und einzigartige Designsprache Athletic Elegance. Allein im Jahr 2021 führte der Hersteller fünf Modellreihen in Europa ein, 2022 folgten drei vollelektrische Modelle. Ab 2025 wird Genesis alle neuen Fahrzeuge mit einem vollelektrischen Antrieb ausrüsten. Dies ist Teil der Markenvision für eine nachhaltige Zukunft. Darüber hinaus will Genesis bis 2035 sein Netto-Null-CO2-Ziel erreichen.

www.genesis.com