Branko, wir stehen kurz vor der Aufführung von „Siegfried“. Premierenfieber! Wie fühlst du dich?
Ich bin aufgeregt und fühle mich gleichzeitig sehr privilegiert, ein Teil dieses einzigartigen Projekts zu sein. Die Vorbereitungen waren intensiv, aber ich bin zuversichtlich, dass wir dem Publikum eine unvergessliche Aufführung bieten.
Was ist an deiner Rolle des „Jungen Hagen“ ganz besonders?
Du hast diese Figur speziell für mich erfunden. In den vier Abenden von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ sehen wir die Zeit vergehen, jede Figur wird älter. Hagen wird im ersten Teil als Kind eingeführt, im „Siegfried“ ist er der erwachsene Freund des Titelhelden. Im letzten Teil bringt Hagen seinem ehemaligen Freund den Tod. Ich musste als Schauspieler also meine Vergangenheit als Kind und mein späteres Leben mitdenken.
Wie hast du dich auf die Rolle vorbereitet?
Das erfordert extrem viel Arbeit. Ich habe mich intensiv mit dem Text und der Geschichte auseinandergesetzt, habe jeden Tag die Musik gehört, ob im Auto oder im Zug. Wichtige Stellen habe ich im Text und Notenbuch markiert. Ich wollte die Motivationen und Emotionen meines Charakters durchdringen. Ich entdeckte eine Seelenverwandtschaft: Meine ersten elf Lebensjahre habe ich im Kinderheim verbracht. Ich bin ohne elterliche Liebe erzogen worden und konnte deshalb gut Parallelen zum jungen Hagen ziehen. Da wird ein Junge ohne Freunde groß – und auf einmal kommt Siegfried, es entwickelt sich eine Freundschaft voller Intensität.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den Sängern?
Als Schauspieler neben diesen außergewöhnlichen Wagner-Interpreten zu agieren, ist natürlich etwas Einzigartiges. Allein die Lautstärke ist beeindruckend. Mir war neben dem Gesang aber auch die psychologische Ebene des Spielens sehr wichtig. So haben alle miteinander die Figur entwickelt.
Ich würde gern mehr über deine Schauspielkarriere erfahren. Wie bist du zu diesem Beruf gekommen?
Ich hatte schon als Kind eine Leidenschaft fürs Theater und die darstellenden Künste. In der Schule nahm ich an Theaterproduktionen teil, eigentlich wusste ich immer, dass ich Schauspieler werden wollte. Ich habe in Wiesbaden eine Schauspielausbildung absolviert und seit 1998 an verschiedenen Bühnen und Filmsets in Frankfurt, München, Berlin und England gearbeitet.
Wie siehst du deine künstlerische Entwicklung? Welche Erfahrungen haben dich als Schauspieler geprägt?
Jede Erfahrung, sei es auf der Bühne oder vor der Kamera, hat mich als Schauspieler geprägt. Besonders wichtig war für mich die Zusammenarbeit mit talentierten Regisseuren und Schauspielkollegen: Von Regisseuren wie Alexander Brill, Iris Limbarth, Robin Telfer und Robert Carsen und von dir, Valentin, konnte ich viel lernen. Jede Rolle, die ich gespielt habe, hat mich herausgefordert und mir geholfen, meine Fähigkeiten als Darsteller weiterzuentwickeln. Ich versuche, immer offen für neue Ansätze und Ideen zu sein.
Gibt es eine Rolle oder Produktion, die einen besonderen Platz in deinem Herzen hat?
Mein Weg als Schauspieler begann am Frankfurter Schauspielhaus. Dort hatte ich die kleine Rolle des Gymnasiasten Robert in „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind. Er wird von seinen Mitschülern gehänselt und verprügelt, niemand mag ihn. Als er sich in ein Ballettmädchen verliebt, stellt sie ihn vor der ganzen Klasse bloß – jeder hält ihn für einen Loser. Regisseur Alexander Brill steckte mich in Cordhose, Strickpulli und einen kratzigen Pullunder. Mich reizt es, solche Außenseiter zu spielen. Sie sind einfach charakterstärker.
Wie begegnest du vor diesem Hintergrund neuen Herausforderungen?
Jede Rolle hinterlässt Spuren in meiner künstlerischen Entwicklung. Die Vielfalt an Erfahrungen hat mich flexibler und einfallsreicher gemacht und mir geholfen, mich schnell in neue Situationen einzufinden. Bei der Vorbereitung auf den jungen Hagen in „Siegfried“ konnte ich von meinen Erfahrungen profitieren und gleichzeitig neue Wege finden, um dieser ikonischen Figur Leben einzuhauchen.
Was unterscheidet in deinen Augen unsere „Siegfried“- Inszenierung von anderen?
Die visuelle Pracht und die künstlerische Vision sind einzigartig. Das kreative Team hat eine beeindruckende Welt geschaffen, die das Publikum auf eine epische Reise einlädt. Außerdem legen wir großen Wert auf die psychologische Tiefe der Charaktere und ihrer Beziehungen. Ich kenne keine Inszenierung, die mehr Intensität ausstrahlt.
Was möchtest du dem Publikum mit auf den Weg geben?
„Siegfried“ ist eine epische Geschichte über Liebe, Macht und den Kampf zwischen Gut und Böse. Sie wird jeden Zuschauer tief berühren und inspirieren. Und ich weiß, dass das Publikum von unserer Aufführung genauso fasziniert sein wird wie wir. Ich freue mich sehr auf diese gemeinsame Reise!
Weitere Informationen finden Sie unter www.bayreuther-festspiele.de